Die Jahresstiege – das Machu Picchu des Mühlviertels wird eröffnet

Am Sonntag, 20. Oktober wird um 15 Uhr das Leader-Projekt „Jahresstiege“ feierlich eröffnet. Beim Festakt im Gramaphon präsentieren Kinder aus Gramastetten die Geschichte rund um Alois Peither und sein Lebenswerk. Im Anschluss wandern alle Besucher unter dem Motto „Gemma Terrassen schaun und Maulbeerbaum pflanzen“ zur Jahresstiege. Dort warten alle ehrenamtlichen „Terrassenpaten“, die seit vielen Wochen und Monaten die Pflege und Gestaltung einzelner Etagen übernommen haben, auf die Besucher. Die Wanderung wird in 3 unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen angeboten – gesamte Anlage mit Aufstieg über alle 365 Stufen, Wanderung über einen Forstweg in die Mitte der Jahresstiegenanlage und Wanderung zur Aussichtsplattform mit Blick zur Burgruine und auf die darunterliegenden Terrassen ohne Stiegensteigen.

Gemeinschaftsgarten Jahresstiege – ein EU-Leader-Projekt

Die Jahresstiege als kulturelles Erbe, als Naturdenkmal und Wahrzeichen für die Region revitalisieren und in ihrer einzigartigen, identitätsstiftenden Form zu erhalten, das ist das Ziel der Marktgemeinde Gramastetten.

2017 gab es dafür die positive Förderzusage in Form eines LEADER-Projektes. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Bürgern aus der Gemeinde wird die Jahresstiege im Rodltal seither als Naherholungsraum bewirtschaftet, belebt und weiterhin gesichert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. So manch Weitgereiste nennt es liebevoll „das Machu Picchu des Mühlviertels“.

 

Was ist die Jahresstiege?

Die Terrassenanlage geht auf den legendären Gramastettner Bader, Geburts- und Wundarzt Alois Peither zurück (1816 – 1906). Sie wurde sein Lebenswerk mit dem Vorhaben, die „Kialeitn“ zum Nutzen und Wohle der Menschen, insbesondere der Armen, auszubauen. Alois Peither war Besitzer des Hanges, der hinter der Kirche und dem Pfarrhof steil zur Rodl abfiel. Die „Kialeitn“ (Kühleithen), wie man den Hang nennt, war von vielem wertlosen Gestrüpp bewachsen und teils vom Erdrutsch bedroht. Der Bader begann seinen Kühleithengrund zu kultivieren und urbar zu machen. Er ließ erste Terrassen und Plantagen errichten. Peither wollte den gesamten Hang nutzbar und ertragreich machen. Eine Menge Arbeitskräfte waren dazu nötig. Er sah in der Kultivierung dieser Anlage vor allem auch den Zweck der Arbeitsplatzbeschaffung, insbesondere für die Armen der Gemeinde. Sie hatten dadurch eine Verdienstmöglichkeit. Ihre Tätigkeiten bestanden aus Sprengungen, Zubringen und Behauen von Steinen, Aufmauern, Ausroden von Gestrüpp und Bäumen, Erdbewegungen, Zuführen von Dünger und Erdreich und vieles mehr.

 

Warum eigentlich Jahresstiege?

Ursprünglich endete die Stiege nach 365 Stufen am oberen Ende der „Kialeitn“. Zählt man für jede Steinstufe einen Tag, hat man am Ende genau ein Jahr durchstiegen. Über die Jahre hinweg, veränderte sich diese Zahl. Schon damals waren sie wichtiger Bestandteil der gesamten Anlage, da sie die einzelnen Terrassen miteinander verbanden.

 

Vom Hopfenbauer und Raupenpionier

Zur damaligen Zeit wurde der Hopfenbau vom Staat gefördert und war wertbringend. So entstanden erste Hopfengärten. Im Jahr 1859 hatte Peither weitere zwei Etagen zur Maulbeerbaumzucht errichten lassen, er war interessiert an einer Seidenraupenzucht. Mag der Gedanke, Seidenraupen zu züchten, heute exotisch erscheinen, so lag der „Raupenpionier“ damals im Trend der Zeit. Im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Wien ein Zentrum der Seidenfabrikation, und der Verbrauch von Seide im österreichischen Kaisertum sehr hoch. Die Zucht der „Seidenwürmer“ erhielt staatliche Förderungen. Doch die klimatischen Verhältnisse am nordwestlichen Hang nahe der Rodl ließen die Seidenwürmer nicht gedeihen.

 

Von der Mußestunde am Lieblings-Ruhe-Platz zum Ausflugs-Geheimtipp

Alois Peither schätzte Gramastetten nicht nur als Wohnort, sondern auch als idealen Ort zum Erholen. Auf der Anhöhe der 140 m langen Stiege, wo man heute von der Plattform die herrliche Aussicht auf die Burgruine Lichtenhag genießen kann, verbrachte Peither viele Mußestunden bis ins hohe Alter.

Die Mühlviertler Marktgemeinde Gramastetten (Bezirk Urfahr-Umgebung) liegt nur rund 15 Minuten Autofahrt nördlich von Linz entfernt und ist vor allem aus Linz mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Die früher als Luftkurort und heute besonders für seine süßen Gramastettner Krapferl bekannte Gemeinde liegt mit 545m Seehöhe oberhalb der Nebelgrenze und garantiert somit viele Sonnentage im Jahr. Schon am Weg zur Jahresstiege wird man von dem einzigartigen Blick bis in die Gebirgsketten begrüßt.

Die Wanderung zur Jahresstiege eignet sich ideal für Familien und Gruppen, Ausflugswanderer, Genusswanderer, Naturliebhaber. Sie führt über Asphalt, Wiesen- und Forstwege, der Zugang zur Plattform ist auch ohne Stiegensteigen möglich. Für das Begehen der Steinstufen in der Jahresstiegenanlage ist Trittsicherheit erforderlich und sollte von unten begangen werden.

 

Mehr Infos uns Wissenswertes über Gramastetten und die Jahresstiege: www.jahressstiege.at und HörApp – Donaugeschichten/Städte, Museen und Natur

Adresse: Marktstraße 18, 4201 Gramastetten




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